Therapie

Funktion vor Ästhetik

Oberste Maxime bei der Therapie ist die gewünschte Funktion; dem haben sich anatomischästhetischeBetrachtungen unterzuordnen. Dem Kind sollte, soweit irgend möglich, dazu verholfen werden, eine altersentsprechende Entwicklung durchzumachen. Dazu gehört die Möglichkeit (um Dr. Correll, den Schirmherrn der IGA, zu zitieren), dass ein Kind altersgemäß in die Senkrechte und zum Laufen gebracht wird, sofern es die Schwere der Behinderung zulässt.

Jede Form der Therapie muss die Psyche des Kindes berücksichtigen. Zu viel Therapie ist genauso schädlich wie zu wenig.

Die Therapiemöglichkeiten umfassen:

Diagnose und Behandlungsbeginn so früh wie möglich

Sobald die Diagnose gestellt ist – was im Idealfall gleich nach der Geburt geschehen sollte – beginnt diekonservative Behandlung. Sie basiert auf einem genauen Gelenkstatus, einer Muskelfunktionsprüfung sowie einem neurologischen Entwicklungstest. Die konservative Behandlung umfasst die richtige Lagerung des Neugeborenen, manuelle Therapie und neurophysiologische Techniken.

Physiotherapie

Wichtige therapeutische Erfolge bei AMC werden mit Physiotherapie erzielt. Die Behandlung sollte so früh wie möglich beginnen.

Durch manuelle Therapie können die versteiften Gelenke schrittweise gelockert werden. Zusätzlich werden Therapien auf neurophysiologischer Basis z.B. nach Vojta und Bobath durchgeführt, bei denen dieneuromuskulären Aktivitäten, soweit vorhanden, angeregt werden.

Die Intensität dieser Therapien ist in den ersten Jahren besonders groß; sie läßt sich später ohne große Nachteile verringern. Ein Basisprogramm sollte langfristig den erreichten Erfolg sichern.

Lesen Sie hierzu auch die häufigsten Fragen zur Vojta-Therapie.

Wikipedia: Physiotherapie (externer Link)
Wikipedia: Vojta-Therapie (externer Link)
Wikipedia: Bobath-Konzept(externer Link)

Ergotherapie

Das Ziel der Ergotherapie ist es, Menschen dabei zu helfen, ihren Alltag in Beruf, Schule, Kindergarten oder Familie besser bewältigen zu können. In der Praxis bedeutet dies zum Beispiel:

  • Verbesserung der Bewegungsabläufe, Anpassung der Muskelspannung und der Geschicklichkeit
  • Sensorische Integration, also die Umsetzung und Verarbeitung von Sinneswahrnehmungen
  • Verbesserung der Körperwahrnehmung und des Körperbewusstseins
  • Entwicklung und Verbesserung von geistigen Fähigkeiten wie Ausdauer und Konzentration
  • Entwicklung der Fähigkeiten mit anderen Menschen zurecht zu kommen, unter anderem in den Bereichen der Gefühlssteuerung, der Motivation oder der Verständigungsfähigkeit
  • Integration des Betroffenen in Familie und Umwelt

Die Behandlung sollte so früh wie möglich im Kindesalter beginnen.
Für die Therapie ergeben sich verschiedene mögliche Ansätze:

  • dynamische oder statische Schienenversorgung
  • Ausbau und Training von körpereigenen Funktionen sowie Ersatzfunktionen
  • Einsatz von verschiedenen Hilfsmitteln zur Unterstützung der Unabhängigkeit
  • 1. ADL (activities of daily life)-Trainingsprogramm ab dem 3. Lebensjahr
  • Unterstützung der Mobilität durch individuell angepasste Rollstühle oder andere Fahrzeuge
  • begleitende Beratung in weiteren Lebensabschnitten wie z. B. in Schule und Beruf

Wikipedia: Ergotherapie(externer Link)

Orthopädische Hilfsmittel

Trotz aller Physiotherapie gelingt es aber nicht immer, die Kinder zum Laufen zu bringen. Dann müssen zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden. Das sind zum einen orthopädische Hilfsmittelversorgung mit Schienen und/oder Stützapparaten zum anderen operative Eingriffe.

Nach operativen Korrekturen kann man das erreichte Ergebnis durch Schienen stabilisieren. Kinder mit sehr schwachen Muskeln können durch leichte Schienen das Gehen erlernen. Mit sogenannten Quengelschienen lassen sich die fehlgestellten Gelenke nicht korrigieren.

Operationen

Neben dem Einsatz der orthopädischen Hilfsmittelversorgung kann es jedoch auch zu Operationen kommen, mit welchen deformierte Gliedmaßen so korrigiert werden, dass sie überhaupt eingesetzt werden können.

Operationen müssen dann durchgeführt werden, wenn

  • ein Kind durch die Gelenkfehlstellung so stark behindert ist, dass es Hände, Arme oder Beine nicht ausreichend einsetzen kann und
  • an dem betroffenen Gelenk die physiotherapeutische Behandlung ausgereizt ist.

Fehlstellungen werden soweit korrigiert oder beseitigt, dass das Kind seine schwache Muskulatur funktionsgerecht einsetzen kann.

Wichtigstes Ziel aller orthopädisch-chirurgischer Maßnahmen ist es, die Funktion der Gelenke zu verbessern und dem Kind ein möglichst unabhängiges und selbstständiges Leben zu ermöglichen.