KI als Werkzeug der Emanzipation?

Der Begriff „Künstliche Intelligenz (KI)“ ist in der breiten Öffentlichkeit angekommen und, wie jede neue technologische Innovation, verändert sie die Möglichkeiten, wie wir mit unserer Umwelt interagieren. KI ist jedoch kein denkendes oder gar bewusstes Subjekt, welches Gefühle oder Empathie besitzt, sondern ein IT-System, das durch Statistik und Mustererkennung Kategorisierungen und Abschätzungen errechnet. Diese Berechnung wird wesentlich durch die Daten bestimmt, mit denen das System optimiert wurde. Daher sind diese Systeme nicht objektiv, sondern verstärken menschliche Intentionen. Somit ist es wichtig, dass wir uns
in die Diskussion um KI einmischen, um diese Intentionen mitzubestimmen.
Da jene KI-basierten Systeme der Gegenwart und Zukunft durch Beispieldaten konfiguriert werden können, öffnet sich möglicherweise eine Welt, in der individuelle Bedürfnisse massentauglich abgedeckt werden können. Zusätzlich wird es bald viele Systeme geben, die als Eingabe keine speziellen Befehle oder physischen Bewegungen erwarten, sondern durch unsere natürliche Sprache gesteuert werden können. Sprache wird gerade zu einem Werkzeug, um Maschinen dazu zu bringen, etwas zu tun.

Die Kombination aus einer immer digitaleren Welt und personalisierten Möglichkeiten, in dieser zu navigieren, könnte zu einer Emanzipation für all jene führen, deren Bedürfnisse bisher unter den Tisch gefallen sind. Zugleich basieren diese Systeme auf Kategorisierungen, also auf Verallgemeinerungen und kulturell etablierten Normen, sodass sie der Vielfalt entgegenwirken können. Das kann und wird zu neuen Barrieren führen.

KI bietet sowohl wunderbare als auch schreckliche neue Möglichkeiten, die
sowohl zur Emanzipation als auch zu neuen Formen der Diskriminierung führen können. Deshalb müssen wir uns einmischen und die Diskussion sowie die Entwicklung aktiv mitgestalten.

Dr. Benedikt Zönnchen